AKTOR und HIMA sichern Bahnübergänge auf Hauptlinie im Großraum Athen

Kompakte standardisierte Commercial-off-the-Shelf (COTS)-Lösungen machen die Signaltechnik auf der Strecke zwischen Athen und dem nahe gelegenen Hafen von Piräus sicherer und effektiver.

Der Hafen von Piräus verfügt über eines der größten Passagierterminals in Europa. Ca. 20 Millionen Touristen nutzen jährlich diesen Hafen, und viele davon fahren mit dem Zug nach Athen. Auch schwere Güterzüge vom benachbarten Containerhafen verkehren auf dieser Linie. Die Bahnlinie zwischen Athen und Piräus hat eine Länge von acht Kilometern, und die Fahrtzeit beträgt ca. 20 Minuten.

Für die Bahnbetreiber Hellenic Railways und Train OSE hat es oberste Priorität, dass der Zugverkehr auf dieser Strecke zuverlässig und vor allem sicher funktioniert. Da die Schranken von drei Bahnübergängen in der Vergangenheit noch manuell betrieben wurden, war eine Modernisierung der Infrastruktur angesichts des hohen Verkehrsaufkommens auf dieser Strecke zwingend erforderlich. Bei der technischen Umsetzung mussten auch die hohen Außentemperaturen mit ins Kalkül gezogen werden. Denn im Süden Griechenlands beträgt die durchschnittliche Höchsttemperatur 35°C und in den Schaltschränken entlang der Gleise können 60°C und mehr erreicht werden.

Mit der Leitung des Modernisierungsprojekts wurde das international tätige Unternehmen AKTOR betraut. Die neuen Bahnübergänge für das ERMIS-LX-Projekt wurden mit leistungsfähigen Sicherheitssteuerungen von HIMA ausgestattet. Das Ergebnis: Umfassende Informationen zum Status der Schranken und eine erheblich verbesserte Signalsteuerung für den Schienen- und Straßenverkehr erhöhen nicht nur die Sicherheit, sondern ermöglichen auch eine engere Zugtaktung und damit eine gesteigerte Fahrgastkapazität.
 

Keine Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter


HIMA und AKTOR arbeiteten gemeinsam an der Konzeption der Sicherheitstechnik. Ziel war es, eine Signallösung zu entwickeln, die dem Sicherheitslevel SIL4 gemäß CENELEC entspricht und die sich direkt an den Gleisen installieren lässt. Die Lösung: moderne standardisierte HIMatrix-Sicherheitssteuerungen mit erweitertem Temperaturbereich.

Anstelle proprietärer Technologie entschied sich AKTOR für ein COTS-System. Dies ermöglichte es dem Unternehmen, eine flexible Lösung zu entwickeln, die sich auch als Basis für künftige Projekte eignet. Die offene Architektur der HIMA-Steuerungen gewährleistet ein hohes Maß an Flexibilität für die Programmierer bei AKTOR, deren selbst entwickelte Funktionsblöcke wiederverwendet und im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung stetig weiterentwickelt werden können.

Darüber hinaus entwickelte AKTOR das Überwachungssystem „ARTEMMIS“, das alle Daten der dezentralen Geräte an den Gleisen erfasst und deren Status in Echtzeit auf einem Monitor anzeigt. Der Stationsleiter kann über dieses System die Anweisung versenden, eine bestimmte Funktion auszuführen, z.B. in einer Notfallsituation die Schranken zu schließen.

„Viele spezialisierte Stellwerk-Lieferanten unterstützen keine Peripheriegeräte anderer Hersteller“, erläutert Athanassios Zacharatos, Projektmanager Signaltechnik bei AKTOR. „Dies kann die Kosten ziemlich in die Höhe treiben. Und manchmal ist das System auch nicht flexibel genug, um die gewünschten Anforderungen zu realisieren. Für das ERMIS-LX-Projekt haben wir zum ersten Mal Sicherheitssteuerungen von HIMA eingesetzt. Einschließlich der Kosteneinsparungen, die wir durch die Freiheit bei der Auswahl der Peripheriegeräte-Lieferanten erzielen konnten, schätzen wir, dass wir insgesamt Einsparungen von ca. 40 Prozent erzielten konnten. Da das System CENELEC SIL4 entspricht und bereits in zahlreichen sicherheitskritischen Anwendungen erprobt ist, können wir sicher sein, dass wir eine robuste und zuverlässige Lösung installiert haben.“

Für das ERMIS-LX-Projekt nutzt AKTOR erstmalig Sicherheitssteuerungen von HIMA. Dabei handelt es sich um kosteneffiziente COTS-Produkte, die eine Festlegung auf einen bestimmten Lieferanten vermeiden. Mit dieser Lösung wird die Bahnlinie von Athen nach Piräus nicht nur sicherer, sondern auch schneller. Bild © ERGOSE

Die neuen Bahnübergänge des ERMIS-LX-Projekts sind mit leistungsstarken Sicherheitssteuerungen von HIMA ausgestattet. Die Lösung liefert einen umfassenden Überblick über den Status der Schranke und verbessert die Steuerung der Signaltechnik für den Schienen- und Straßenverkehr. Damit steigert sie die Sicherheit und ermöglicht eine höhere Zugfrequenz und damit Fahrgastkapazität. Bild © ERGOSE

Überwachungsgeräte und Sicherheitssteuerungen sind an jedem Bahnübergang im Freien an den Gleisen installiert. In Griechenland können die Schaltschranktemperaturen 60 °C und mehr erreichen – HIMatrix-Module mit erweitertem Temperaturbereich sind für Temperaturen bis 70° C ausgelegt. Bild © AKTOR S.A.

Das Überwachungssystem ARTEMMIS von AKTOR erfasst alle Daten von den am Gleis installierten Geräten und zeigt deren Status in Echtzeit an. Für das LX-Projekt sind das die Informationen, ob die Schranken oben/unten oder in Bewegung sind. Bild © AKTOR S.A.

Technische Details


Voll automatische Schranken
 

  • Drei CENELEC-SIL4-zertifizierte Steuerungen des Typs F35 HIMatrix mit zusätzlichem F3 DIO, alle mit einem erweiterten Temperaturbereich bis 70°C.
  • COTS-Lösung mit einer langfristigen Verfügbarkeit von mindestens 20 Jahren für Ersatzteile und Upgrades.
  • Die gesamte Strecke kann aus der Ferne überwacht und betrieben werden, mit integrierten Sicherheitsfunktionen für Notfälle.
  • Für das Projekt ERMIS LX setzte AKTOR erstmalig HIMatrix-Sicherheitssteuerungen ein.

 

Hintergrund: Die Bahnlinie Athen-Piräus


Die Geschichte der griechischen Eisenbahnen begann 1869 mit der Fertigstellung der damaligen Bahnli-nie von Athen nach Piräus. Im Jahre 1895 wurde die Strecke bis zum Omonoia-Platz verlängert und 1904 mit einem 600 VDC-Stromschienensystem elektrifiziert. Ab 1911 konnten auch Güterzüge auf der Straßenbahnlinie zum Hafen von Piräus verkehren. Dazu wurden elektrische Zweisystem-Lokomotiven verwendet.

Heute bietet die Bahnlinie eine direkte Verbindung nach Piräus, wo die meisten Fährverbindungen zu den griechischen Inseln ablegen. Mit Umsteigen in Piräus gelangt man bis zum internationalen Flughafen von Athen. Dies bietet schnellere Reisemöglichkeiten für Touristen, die Griechenland besuchen wollen, und eine Alternative zur Flugreise.

Den Betrieb der griechischen Eisenbahnen teilen sich Hellenic Railways, das Unternehmen, das die Infrastruktur besitzt und wartet, und TrainOSE, das Unternehmen, das die Züge im Schienennetz betreibt. Vor einigen Jahren veröffentlichte TrainOSE einen Unfallbericht für die gesamte Linie Piräus-Athen-Patra, der die Gesamtanzahl von Toten und Verletzten an den Bahnübergängen auf der Strecke von 2004 bis 2009 enthielt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die drei Bahnübergänge auf dem Streckenabschnitt Athen-Piräus noch manuell betrieben.

Auf großen Druck seitens des Bahnbetreibers wurde erheblich in die Bahnstrecke investiert. Die acht Kilometer lange Bahnlinie ist heute eine moderne zweigleisige Normalspurstrecke, die mit dem restli-chen Netz in Nord- und Mittelgriechenland kompatibel ist. Die automatischen Schranken an den Bahn-übergängen werden das Risiko weiterer Unfälle senken und diese möglicherweise ganz vermeiden.
 

Vorteile


COTS-Lösungen erhöhen die Sicherheit und senken die Gesamtkosten über die Lebensdauer hinweg

Die HIMA-Steuerungen machen den Bahn- und Fußgängerverkehr auf bzw. entlang der Strecke von Athen nach Piräus nicht nur sicherer, sondern auch schneller. Gleichzeitig tragen die offenen, modularen COTS-Komponenten zu einer Senkung der Gesamtbetriebskosten bei und Vermeiden die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter.
 

  • Maximale Sicherheit: Die Sicherheitssteuerungen sind auf der Ebene SIL 4 nach CENELEC zertifiziert.
  • Geringer Platzbedarf: Die Steuerungen von HIMA konnten in kompakten Schaltschränken direkt an den Gleisen installiert werden. Platzraubende Technikräume werden nicht mehr benötigt.
  • Flexibilität: Die implementierte Signaltechnik auf Basis skalierbarer, offener Systeme von HIMA lässt sich optimal an die Bedürfnisse des Systemintegrators anpassen.
  • Zukunftssicher: Die modernen Sicherheitssteuerungen sind leicht zu installieren und noch leichter zu aktualisieren. Somit ist sichergestellt, dass sie jederzeit auf dem neuesten Stand der Technik sind.
  • Kosteneinsparungen: Der Systemintegrator schätzt die Kosteneinsparungen, die durch die Verwendung von COTS-Steuerungen bei diesem Projekt erzielt werden konnten, auf ca. 40 Prozent im Vergleich zu einer proprietären Lösung.
  • Höhere Kapazität: Dank höherer Rechenleistung konnte AKTOR ein Überwachungssystem entwickeln, mit dem der Bahnübergang aus der Ferne gesteuert werden kann.

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