Flexible Stellwerklösung mit HIMA-Technik sichert Rangier-Kreuzung in der französischen Schweiz

BÄR Bahnsicherung AG setzt erstmals modernes CENELEC SIL4 Stellwerk auf Basis von Commercial-off-the-Shelf (COTS) Sicherheitssteuerungen von HIMA auf Bahnstrecke im Kanton Jura ein.

Die BÄR Bahnsicherung AG setzt auf der Strecke Le Noirmont – La Chaux-de-Fonds in der französischen Schweiz erstmals das neue elektronische Stellwerk Eurolocking auf Basis von HIMA-Sicherheitssteuerungen ein. Dieses erfüllt SIL4 nach CENELEC-Normen und kann am Bahnhof Bellevue bei dem Schweizer Transportunternehmen Les Chemins de fer du Jura seine hohe Integrations- und Leistungsfähigkeit sowie seine kompakte Bauweise in der Praxis beweisen.

Bei Bellevue handelt es sich um eine Kreuzungsstation mit zwei Anschlussgleisen, die ein erhöhtes Rangieraufkommen aufweist und daher mit gesicherten Rangierfahrstraßen umgesetzt wird. Herausforderungen bei der Projektumsetzung waren die Anbindung des Stellwerks an das vorhandene Leitsystem sowie die Implementierung der Schnittstelle zu den bestehenden Nachbarstellwerken, die mit der bei Schweizer Bahnen weit verbreiteten Blockschnittstelle TMN 840/841 realisiert wurde.
 

Einfache Integration aller Elemente


Elementarer Bestandteil der Eurolocking-Lösung ist der Einsatz von SIL4 zertifizierten, speicherprogrammierbaren HIMax-Steuerungen als Hauptrechner. Durch die Verwendung eines standardisierten COTS-Safety-Systems ist es möglich, einfach verschiedene Komponenten zu integrieren. Beispielsweise konnte Bär in Zusammenarbeit mit der Firma Frauscher Sensortechnik den Systembus und die Schnittstellen problemlos in die standardisierten HIMA-Systeme einbinden. Auf dieser Basis war eine einheitliche Anbindung aller Feldelemente möglich. Ein weiterer Vorteil: Durch die einfache Integration konnte Bär ein kompaktes Stellwerk entwickeln und massiv Platz sparen.

Verfügbarkeit ist bei einem Stellwerk besonders wichtig. Als Plug-&-Play­System mit Hot­Swap­Funktionalität ermöglicht die HIMax-Steuerung einen schnellen Austausch von Komponenten sowie Systemanpassungen bei laufendem Betrieb. In den Sub­Systemen kommen die kleineren HIMatrix-Steuerungen zum Einsatz, die ebenfalls höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen, aber für eine geringere Anzahl an Eingabe-/Ausgabepunkten (E/As) ausgelegt sind. Gerade in dezentralen, zeitkritischen Anwendungen bringen diese kompakten, leistungsstarken Geräte ihre Stärken zum Tragen.
 

Das Ergebnis


Die Endmontage der Anlage am Bahnhof Bellevue wurde im Juni 2018 abgeschlossen und per 14. September 2018 der Testbetrieb aufgenommen. Aufgrund der Zusammenarbeit mit HIMA konnte BÄR Bahnsicherung auf ein Netzwerk zurückgreifen, welches eine solide Basis für Neuentwicklungen ermöglicht. Auf derselben Plattform basierende Stellwerklösungen sind auch bei den niederländischen Staatsbahnen sowie bei der Niederösterreichischen Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) durch die Firma MOVARES bereits umgesetzt.

Durch die Verwendung von Standardsteuerungstechnik von HIMA ist ein Stellwerk entstanden, das die geltenden Industriestandards (CENELEC) erfüllt, geringe Lebenszykluskosten und optimale Integrierbarkeit als Stand-alone-Lösung bietet sowie für die Linienanwendungen geeignet ist. Die standardisierte Kommunikation und Programmierung der HIMatrix erleichtern die Handhabung und Integration der Steuerungen in das bestehende System. Modularität und Skalierbarkeit ermöglichen die optimale Anpassung an die Bedürfnisse der Applikation und machen die Stellwerklösung zukunftssicher.

„Bei der Entwicklung des elektronischen Stellwerks Eurolocking war uns die einfache Integration von Komponenten verschiedener Hersteller besonders wichtig. Der Einsatz einer HIMA-Sicherheitssteuerung als offenes Safety-System hat dabei alle unsere Erwartungen erfüllt“, sagt Beat Fehr, Managing Partner und Head of Sales bei der BÄR Bahnsicherung AG. „Dank der COTS-Lösung von HIMA war es uns möglich, ein hoch flexibles und skalierbares sowie kosteneffizientes Produkt zu entwickeln.“

Das neue elektronische Stellwerk Eurolocking lässt sich flexibel an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Betreibers anpassen und einfach in die bestehende Infrastruktur einbinden. Bild © BÄR Bahnsicherung AG

Das neue elektronische Stellwerk Eurolocking erfüllt SIL4 nach CENELEC-Normen und kann am Bahnhof Bellevue bei dem Schweizer Transportunternehmen Les Chemins de fer du Jura seine hohe Integrations- und Leistungsfähigkeit in der Praxis beweisen. Bild © BÄR Bahnsicherung AG

Als zentraler Rechner wird beim Eurolocking-Stellwerk eine HIMax Sicherheitssteuerung verwendet, die frei skalierbar ist und durch ihre Leistungsfähigkeit besticht. Bild © BÄR Bahnsicherung AG

 

Über die BÄR Bahnsicherung AG


Die BÄR Bahnsicherung AG entwickelt, plant, projektiert, montiert und prüft seit 30 Jahren Eisenbahnsicherungsanlagen für den Schweizer Bahnmarkt. Bisher hatte das Schweizer Unternehmen schwerpunktmäßig Dienstleistungen rund um herkömmliche Relaisstellwerke erbracht. Um den wachsenden Marktanforderungen gerecht zu werden, wollte BÄR ein leistungsfähiges elektronisches Stellwerk entwickeln, das einerseits bei hoher Flexibilität und Skalierbarkeit die relevanten Sicherheitsanforderungen erfüllt und andererseits dem Kunden bezüglich Beschaffungs- und Betriebskosten Vorteile bietet. Das Ergebnis: Das neue elektronische Stellwerk Eurolocking auf Basis von HIMA-Sicherheitssteuerungen, das SIL4 nach CENELEC-Normen erfüllt und sich flexibel an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Betreibers anpassen sowie einfach in die bestehende Infrastruktur einbinden lässt.
 

Die technischen Details: Standardisierte Safety-Lösung


Als zentraler Rechner wird beim Eurolocking-Stellwerk eine HIMax Sicherheitssteuerung verwendet, die frei skalierbar ist und durch ihre Leistungsfähigkeit besticht. Dank Standard-Betriebssystem und offenen Schnittstellen lässt diese sich bedarfsgerecht aufbauen – als Einzelsteuerung, dezentral oder zentral. Somit können Stellwerke und Anwendungen von der ortsbedienten Weiche über die Steuerung mit Remote-I/O-Modulen nahe der Feldelemente bis hin zur zentralen Steuerung im redundanten Aufbau flexibel realisiert und skaliert werden.

Für dezentrale Anbindungen oder Funktionalitäten, die als Sub­Systeme definiert sind und nicht dem Hauptrechner zugeordnet werden sollen (z. B. automatischer Signalbetrieb oder Anbindung eines bestehenden Bahnübergangs), setzt BÄR Bahnsicherung HIMatrix-Steuerungen ein. Diese sind mittels internem Systembus SafeEthernet angebunden. Beide COTS-Systeme sind schwing­ und schockresistent und nach den CENELEC­Normen EN  50126, 50128 und 50129 vom TÜV Süd für den Einsatz in der Bahnindustrie bis zur höchsten Sicherheitsstufe SIL4 zertifiziert.
 

Die Benefits


COTS-Lösungen erhöhen Sicherheit und senken Lebenszykluskosten

Die HIMA-Steuerungen erleichtern die Handhabung und die Integration in bestehende Systeme. Außerdem machen sie die Stellwerklösung durch ihre Modularität und Skalierbarkeit zukunftssicher. Gleichzeitig tragen die offenen, modularen COTS-Komponenten zu einer Senkung der Lebenszykluskosten bei. So konnte durch die Integration der Feldelemente mittels serieller Schnittstellen (CENELEC zertifizierter SIL4 Bus) die Anzahl paralleler Schnittstellen minimiert werden.
 

  • Höchste Sicherheit: Die Sicherheitssteuerungen sind gemäß SIL 4 CENELEC zertifiziert.
  • Platzersparnis: Durch die einfache Integration der HIMA-Steuerungen konnte BÄR Bahnsicherung ein kompaktes, platzsparendes Stellwerk entwickeln.
  • Flexibilität: Das Eurolocking-Stellwerk auf Basis der skalierbaren, offenen HIMA-Systeme lässt sich optimal an die individuellen Bedürfnisse der Bahnbetreiber anpassen. Fremdsysteme lassen sich einfach integrieren.
  • Zukunftssicherheit: Die modernen Safety-Steuerungen sind deutlich einfacher zu installieren und durch Updates auf dem neuesten technischen Stand zu halten als herkömmliche Relais.
  • Verfügbarkeit: Hot­Swap­Funktionalität der HIMax ermöglicht einen schnellen Austausch von Komponenten sowie Systemanpassungen bei laufendem Betrieb, was zu einer erhöhten Anlagenverfügbarkeit und reduzierten Betriebskosten führt.
  • Kommunikation: Anbindung von Feldelementen über serielle Schnittstellen reduziert Aufwand im Engineering und in der Montage.

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