Eine Plattform zur Diskussion über die Digitalisierung im Anlagen-Lifecycle stellte der Smart Process Manufacturing Kongress in Würzburg. Schon in der Keynote von Dr. Thomas Steckenreiter (Samson) wurde deutlich: An der Digitalisierung der Prozessindustrie führt kein Weg vorbei: „Seit dem Jahr 2000 sind die Hälfte der Fortune-500-Unternehmen aufgrund neuer digitaler Geschäftsmodelle verschwunden. Auch in einer Anlage wird es in Zukunft kein Produkt mehr geben, das nicht seinen Beitrag zur Digitalisierung leistet“, so der Referent.
Digitalisierung als Herausforderung? Oder als Chance? Dr. Christian Bartsch von Linde dazu: „Wir reden bei Digitalisierung oft über Daten. Aber Digitalisierung ist ein Mindset, das Sie in Ihre Organisation tragen müssen.“ Es gehe also vielmehr darum, die Mitarbeiter auf die Digitalisierung einzustellen. Denn welches Unternehmen sich gänzlich dem Thema verschließe, werde – so der Tenor der Veranstaltung – über kurz oder lang vom Markt verschwinden.
Standardisierte Informationen als Vorteile für Sicherheit
Auch für die Sicherheit entstehen neue Anforderungen, die gleichzeitig neue Chancen bieten werden, so Christoph Kotsch aus dem DCS Competence Team der HIMA Paul Hildebrandt GmbH. Anlagenbetreiber könnten beispielsweise mit modularen Anlagen schneller, flexibler und sogar sicherer produzieren: Dank standardisierter Informationen und Schnittstellen erhöhe sich die Verfügbarkeit der Anlagen. Doch voll einsatzfähig seien die Module erst mit adäquaten Automatisierungslösungen, die über einheitliche Standards sowie Schnittstellen zur Integration von Modulen in ein Prozessleitsystem verfügen. Das vermeide im Sinne der Anwender proprietäre Insellösungen bzw. reduziere deren Anzahl.Klar wurde in den zwei Kongress-Tagen: Alle Unternehmen der Prozessindustrie müssen ihn meistern, den Spagat der Digitalisierung, die Chancen bietet, aber eben auch Gefahren. Die deutsche Industrie müsse sich stärker öffnen, Kooperationen und Partnerschaften suchen, forderten die Teilnehmer der abschließenden Podiumsdiskussion. Wenn alle ihr jeweiliges Spezial-Know-how einbrächten, ließen sich Erfolge erzielen. Ein konkretes Projekt gibt es bereits: BASF, SAP, Pepperl+Fuchs, SAMSON und Endress+Hauser haben erstmals eine offene und sichere Digitalisierungsplattform für die Prozessindustrie ins Leben gerufen. In dieser neuartigen Industrie 4.0-Lösung stehen sowohl statische als auch dynamische Daten von prozesstechnischen Feldgeräten zentral zur Verfügung und können zwischen Unternehmen oder Organisationen ausgetauscht werden – z. B., um vorausschauende Wartungskonzepte zu realisieren.
Es bleibt spannend zu beobachten, wie die Entwicklung in den kommenden Jahren voranschreiten wird.