Nach mehr als 50 Jahren Pause: Die Tram fährt wieder – mit Mobility & HIMA!

Kompakte Commercial-off-the-Shelf (COTS) Lösungen machen die Signaltechnik der Luxemburger Stadt-Straßenbahn fit für die Zukunft.

Zwischen 1875 und 1964 verkehrten in der Hauptstadt des Kleinstaates Luxemburg Straßenbahnen und sorgten für die Personenbeförderung. Dann wurden sie stillgelegt. Seit letztem Jahr fährt die Tram nun wieder. Am 10. Dezember 2017 weihte der Betreiber Luxtram – deutlich schneller als geplant – die erste Teilstrecke ein. Auf einem 3,5 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Luxexpo und Pont Rouge wurden acht Haltestellen in Betrieb genommen, darunter zwei Umsteigeplattformen. Im Zuge der Modernisierung wurden die Signalsysteme entlang der Strecke durch die Firma Mobility erneuert und mit leistungsstarken Sicherheitssteuerungen von HIMA ausgestattet. Das Ergebnis: Luxtram konnte die Taktung und damit die Kapazität der Tram deutlich erhöhen.
 

Moderne Sicherheitstechnik

Bis 2030 wird sich die Anzahl von Berufspendlern in Luxemburg im Vergleich zu heute verdoppeln, so schätzen Experten. Die Reaktivierung der Straßenbahnstrecken ist eine Maßnahme, um das hohe Aufkommen zu bewältigen. Damit die Tram ihren Betrieb wieder aufnehmen konnte, beauftragte Luxtram den lokalen Systemintegrator Mobility mit der Aufgabe, zukunftsfähige SIL4-Sicherheitstechnik in die Signalsysteme entlang der Strecke und im zentralen Depot zu implementieren. Mobility setzte statt eines Systems mit konventioneller N.S1-Relais eine platzsparende Lösung auf Basis von speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) von HIMA ein. Gleichzeitig sollte die Taktung der Trams deutlich erhöht werden, um die Anzahl der beförderten Personen zu steigern und die Tram langfristig zukunftsfähig zu machen.

Die Experten von Mobility arbeiteten bei der Konzeption der Sicherheitstechnik eng mit der französischen HIMA-Niederlassung zusammen. Ziel war es, eine Signallösung zu entwickeln, die dem Sicherheitsniveau SIL4 gemäß CENELEC entspricht und die direkt an den Gleisen installiert wird. Die Lösung: moderne COTS-Sicherheitssteuerungen von HIMA.
 

Platzersparnis

Luxtram und Mobility liegen mit ihrer Entscheidung im Trend: Mehr und mehr Systemintegratoren und Eisenbahnbetreiber weltweit setzen auf standardisierte, offene Safety-Systeme, um den Anforderungen des urbanen Nahverkehrs mit steigenden Passagierzahlen, zunehmender Vernetzung und begrenztem Einbauraum gerecht zu werden.

Durch die Verwendung der HIMA-Technologie konnte Luxtram im Gleisbereich massiv Platz einsparen: Die neuen Schaltschränke ließen sich optimal in die Architektur der Haltstellen und Umsteigeplattformen integrieren. An der Haltestelle LuxExpo wurde durch die Installation der HIMA Sicherheitssteuerung in einem kompakten Schaltschrank direkt am Gleis Kosten und Probleme vermieden. Die zusätzlichen Probleme, die durch den Bau eines kompletten Technikraumes von 3 x 7 Metern beim Einsatz von konventionellen N.S1-Relais-Technologie entstanden wären, entfielen vollständig. Massive Technikräume, wie sie bei traditionellen Relais-Lösungen zum Einsatz kommen, stellen aufgrund des Platzmangels bei Straßenbahnen im Stadtbereich nicht nur eine große Herausforderung für die Planer dar, sie sind auch ein zusätzlicher Kostenfaktor, wenn sie beispielsweise in einem eng bebauten Gebiet in der Nähe der Gleise unterirdisch angelegt werden müssen.

„Wir haben beim Luxtram-Projekt erstmalig HIMA-Sicherheitssteuerungen eingesetzt, weil sie CENELEC SIL4 entsprechen und sich bereits in zahlreichen sicherheitskritischen Anwendungen bewährt haben“, erklärt Stephane Berthet, Business Unit Manager Light Rail Signalling bei Mobility. „Dank der guten Zusammenarbeit mit den Safety-Spezialisten von HIMA konnten wir das Projekt schneller als geplant abschließen und ein Signalsystem implementieren, das zukunftsfähig und einfach in der Handhabung ist.“
 

Die technischen Details

 

SPS statt Relais
 

  • Drei CENELEC SIL4 zertifizierte Safety-Steuerungen des Typs HIMatrix.
  • Langzeitverfügbarkeit von mindestens 20 Jahren in Bezug auf Ersatzteile und Retrofit.
  • Die gesamte Tram-Strecke lässt sich zentral überwachen.
  • Das Luxtram-Projekt war das erste Straßenbahnprojekt mit HIMatrix-Steuerungen.
  • An der Teilstrecke wurden über 50 Achszähler und 150 Induktionsschleifen installiert.

Einweihung der Tram am 10. Dezember 2017. Die Tram fährt wieder durch die luxemburgische Hauptstadt. Alle Fotos: © Luxtram / © Mobility

Bis 2021 soll die Streckenlänge auf 16 km mit 24 Haltestellen und neun Umsteigezentren ausgebaut werden.

Statt eines konventionellen Systems mit Relais kommen platzsparende COTS-Lösungen zum Einsatz.

Statt überdimensionierter Technikräume kommen kompakte Schaltschränke zum Einsatz, die sich gut in die Architektur der Haltstellen und Umsteigeplattformen integrieren lassen.

 

Hintergrund: Zur Tram

Im Januar 2015 begannen die Vorbereitungsarbeiten für die modernisierte Straßenbahn. Der Grundstein des neuen Betriebsbahnhofes und Wartungszentrums Tramsschapp bei Luxexpo wurde schließlich am 18. September 2015 gelegt. Die Projektkosten beliefen sich insgesamt auf 565 Millionen Euro. Sechs Tramfahrzeuge mit einer Kapazität von jeweils bis zu 420 Personen befahren derzeit die erste Teilstrecke.

Bis 2021 soll die Streckenlänge auf 16 Kilometer mit 24 Haltestellen und neun Umsteigezentren ausgebaut werden und bis zu den Endhaltestellen Flughafen Findel und Cloche d’Or führen. Bei Fertigstellung werden 32 Schienenfahrzeuge die Tramstrecke befahren.
Der Betreiber Luxtram ist eine Aktiengesellschaft in öffentlicher Hand, die mit der Konzeption, dem Bau und dem Betrieb des Tramnetzes in Luxemburg beauftragt ist. Ihr Ziel ist es, zu einem noch breiteren öffentlichen Transportangebot beizutragen und die Entwicklung der nachhaltigen Mobilität (mobilité durable) in Luxemburg zu fördern. Dabei soll die Mobilität mit dem Stadtbild harmonieren und gleichzeitig ein hochwertiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. Video zur Teilstreckeneröffnung
 

Die Benefits

COTS-Lösungen erhöhen Sicherheit und senken Lebenszykluskosten
Die HIMA-Steuerungen machen den Tramverkehr in Luxemburg sicherer und durch ihre hohe Leistungsfähigkeit auch schneller, da die Taktung erhöht werden konnte. Gleichzeitig tragen die offenen, modularen COTS-Komponenten zu einer Senkung der Lebenszykluskosten bei.
 

  • Höchste Sicherheit: Die Sicherheitssteuerungen sind gemäß SIL 4 CENELEC zertifiziert.
  • Platzersparnis: Die HIMA-Steuerungen konnten in kompakten Schaltschränken direkt an den Gleisen installiert werden. Platzraubende Technik-Räume gehören der Vergangenheit an.
  • Flexibilität: Die eingesetzten Signallösungen auf Basis der skalierbaren, offenen HIMA-Systeme lassen sich optimal an die Bedürfnisse von Luxtram anpassen.
  • Zukunftssicherheit: Die modernen Safety-Steuerungen sind deutlich einfacher zu installieren und durch Updates auf dem neuesten technischen Stand zu halten als herkömmliche Relais.
  • Zeitersparnis: Der Betreiber konnte das Projekt bei einem auf zwei Jahre angelegten Zeitrahmen sechs Monate früher abschließen als geplant.
  • Höhere Kapazität: Dank gesteigerter Rechenleistung konnte Luxtram die Taktung der Tram deutlich erhöhen: Laut luxemburgischen Nachhaltigkeitsministerium fuhren in den ersten zwei Betriebsmonaten wochentags im Schnitt rund 17.000 Fahrgäste mit der Tram – das sind mehr als doppelt so viele als ursprünglich prognostiziert (8.400).

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